Friday 12 August 2011

Krawallmacher, Studenten und jede Menge großer Worte



(Foto: bbc.co.uk)

Nach dem großen Krawall kommt die große Debatte. Es geht um die Zukunft der Gesellschaft und vor allem um die Zukunft des englischen Image im Ausland ein Jahr vor den Olympischen Spielen. Die mal eben per EasyJet aus dem Urlaub zurückgeflogenen Parlamentarier haben viele Fragen, Vorschläge, Vorwürfe und leider wenig konstruktive Ideen für die Regierung, die an ihrem „kaltherzigen“ Sparkurs, wie „Die Welt“ es am Mittwoch so schön nannte, nicht rütteln will – oder kann. Es gibt schließlich keine Alternative. Gespart werden muss und das tut in Zeiten des kümmerlichen Wachstums natürlich besonders weh. Doch noch ist alles nicht verloren im Königreich, denn schließlich – so musste auch der Premier zugeben und betonen – ist die englische Jugend insgesamt gesehen doch eine ganz ordentliche. 

Schade nur, dass es sich die Regierung mit den Studenten auch herzlich verdorben hat. Ab dem Jahr 2012 müssen die Studenten in England (und nur in England – Schottland hat seine Unis nicht hängen lassen) pro Jahr £9.000 Studiengebühren bezahlen. Seltsamerweise kann sich dieser Tage niemand mehr an die Studentenproteste vor nur wenigen Monaten in London erinnern, bei dem auch die Studenten (leider!) großes Potential zum Randalieren zeigten. Damals war der Premier auch außer sich.  Hier natürlich hatten die jungen Leute (anders als bei den Krawallen der letzten Woche) eine eindeutige politische Agenda. Trotzdem haben sie in Westminster die Fenster eingeschlagen.

(Foto: independent.co.uk)

Schuldige für die Krawalle haben sich schnell gefunden: Die Schulen und die Eltern. Die haben nämlich versagt. Falsch ist das sicher nicht – vielleicht ein wenig oberflächlich. Denn wenn in den Schulen unmotivierte Lehrer arbeiten, wenn die allein erziehenden Mütter, die selbst noch Kinder sind, nicht einmal wissen, wie man „Perspektive“ eigentlich buchstabiert, dann liegt das Problem doch eigentlich woanders, oder?  

Vor allem ist es ja nicht nur die englische Jugend, die dieser Tage auf die Straßen geht. Überall in Europa  sind sie am Protestieren. „Jugend ohne Plan“ nennt das Ulf Poschardt (wieder in der „Welt“) und schreibt von einer Jungend, die zu verwöhnt wurde vom Sozialstaat und nicht willens ist, für Luxus im Leben auch etwas zu tun und stattdessen nur jammert. Ganz Unrecht hat der Mann sicher nicht. Er meint, die Jugend verstünde den Ernst der finanziellen Situation ihrer Heimatländer nicht. Auch das mag richtig sein. Wie lange aber kann dieses „Augen-zu-und-durch“ Manöver, egal was links und rechts passiert, noch gut gehen? Werden unsere Politiker am Ende Politiker ohne (junges) Volk? 

 (Proteste in Spanien - bbc.co.uk)

Perspektive, ja, das ist das Zauberwort. Bildung ist noch eins. Streben nach Besserem ist auch schön. Wer kann, flüchtet sich (in den letzten verfügbaren Plätzen vor Erhöhung der Studiengebühren) an die Unis und hofft dort, unabhängig vom akademischen Talent, eine Ausbildung (am liebsten hinterher getragen) zu bekommen, die einen dann hoffentlich reich macht. In ein paar Jahren haben wir dann ein Land, in dem jeder zweite einen Uni-Abschluss hat, man aber vergeblich nach einem Klempner sucht. Alle lernen große Worte, doch die kleinen Werte, wie Menschlichkeit und Rücksicht auf den Nächsten, gehen dabei unter.  

Monday 8 August 2011

Willkommen zurück an der Penne!

Ich bin also - einmal mehr - Student. Da ich nun auch Student der deutschen Sprache bin und diese als meinen Lebensunterhalt schließlich anständig zu pflegen habe, scheint ein Blog nicht die schlechteste Idee zu sein, da so auch meine fleißig wachsende Familie und die treuen Freunde im Vaterlande auf dem Laufenden bleiben können! Hurra!



Obwohl das offizielle Studium für meinen MA Audiovisual Translation eigentlich erst im September startet, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mein neues Habitat schon einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Meine Studiengebühren habe ich schließlich schon brav bezahlt, aber ich musste zur Vervollständigung aller Formalitäten noch die Originalzertifikate meiner Abschlüsse vorzeigen. Und so habe ich mich denn auf den 25-minütigen Fußmarsch von meiner Haustür bis zum Campus der University of Leeds gemacht.

Doch, es gibt auch Busse in Leeds, aber es ist nur einmal Sommer in England und da gehe ich dann doch ganz gern unter die Gehsteigbenutzer... Das Geld für das Busticket gebe ich lieber für ein Käffchen aus - habe die Studentenlogik doch noch nicht ganz verlernt.  

Mit 33.500 Studenten ist die Uni Leeds nicht gerade klein und so verwundert es wohl keinen, dass ich mich auf dem Campus (trotz Ausschilderung) natürlich erst einmal heillos verlaufen habe. Aber das ist ja eigentlich auch der Sinn so einer Erkundungstour, nich? Fazit: Es gibt ein paar ehrenwerte rote Backsteingebäude, jede Menge Architekturverbrechen aus den 60gern und einige supermoderne neue Kästen für Leute mit einem sehr viel höheren IQ als meiner einer.


Nach einer mehr oder weniger freiwilligen Erkundung aller Winkel des Campus' fand ich dann auch die Zulassungsstelle. Dort kopierte man brav meine Zertifikate (und guckte kurz dumm als man den MMus der Uni Newcastle sah - wer studiert denn so was?). 

Käffchen habe ich dann schließlich in der Student Union (einer Mischung aus Einkaufszentrum und Studentenwerk - es gibt sogar einen Optiker!) auch bekommen. Kaffee für £1.80, Terrasse mit ein bisschen Sonnenschein und da die meisten Undergrads (in den Augen der Akademiker nicht beachtenswerte BA-Studenten) die Semesterpause genießen, hängen hier zur Zeit auch nur ein paar einzelne Postgrads (so wie ich - in den Augen der Akademiker zumindest als kommunikationsfähig angesehene Studenten mit erstem Abschluss) und Doktoranden herum.

Ich werde es genießen, solange es anhält. Die "Fresher's Week" - alljährlicher Einfall der Erstsemester - steht bevor und dann ist es garantiert mit der Ruhe vorbei. Ich schnappte mir also mein "Coursebook for Translation Studies" und ging auf Studenten-Modus über. Willkommen zurück!